Der eine Wahlkampf ist vorüber, der andere kommt. Besonders unterbelichtet war diesmal das Bildungsthema. Scheinbar gibt es dort nichts mehr zu regeln oder es ist die Hoffnung geschwunden, dass substantielle Reformen im Bildungsbereich überhaupt noch möglich sind.
Die bisherige Regierung hat einige schulische Reformen durchgeführt, die insgesamt als Rückschritt zu bezeichnen sind und nicht den neuesten pädagogischen Erkenntnissen folgen.
Weiterhin ist der Kindergartenbereich nicht Teil des Schulsystems, weiterhin werden die Kinder mit 10 Jahren durch AHS und NMS getrennt und weiterhin ist die Nachmittagsbetreuung kaum mit der Vormittagsschule verschränkt. Die Lernergebnisverantwortung liegt immer noch in erster Linie bei den Eltern, die dafür sehr viel Nachhilfegeld aufwenden müssen. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Gerade die Trennung der 10 jährigen ist ein Musterbeispiel für ein Schulsystem, das wissentlich Potential- und Ressourcenverluste in Kauf nimmt. Der Notendruck in der 4. Klasse Volksschule erzeugt unnötigen Streß bei allen Beteiligten, da ohnehin alle ins Gymnasium wollen. Übrig bleiben die sozial Schwächeren, die sich vor allem im Ballungsraum nur mehr unter ihresgleichen wiederfinden und ab der 5. Schulstufe keine Leistungsanreize „nach oben“ mehr vorfinden. Eine gut durchdachte felxible gemeinsame Mittelstufe hätte auch den Vorteil, dass Schulräume besser bewirtschaftet und damit umfängliche Synergien geschaffen werden.
Stattdessen bleibt alles wie es ist. Weiterhin gibt es Bundes- und Landeslehrer, die mit verschiedenen Dienstrechten gleich alte Schüler unterrichten und dadurch der Verwaltungsaufwand in immer lichtere Höhen getrieben wird. Die Hybridbehörde Bildungsdirektion, als Nachfolgerin der Landesschulräte, bringt alle anachronistischen Strukturen unter einen Hut; unterschiedlich bezahlte Bundes- und Landesbedienstete arbeiten Tür an Tür. Wer sich wundert, dass es in den öffentlichen Haushalten kein Geld gibt, braucht nicht lange zu suchen. Die Unmöglichkeit, Strukturen zu verändern, verhindert, dass es z. B. für dringend benötigte Schulpsychologen, eine leistungsfähige ganztägige Schule, eine anspruchsvolle Begabtenförderung, eben ein bestmögliches passgenaues Bildungsangebot FÜR ALLE SCHÜLER genug Geld gibt.
Niemand weiß in Österreich, was ein Schüler tatsächlich kostet, weil der vielgelobte Föderalismus verhindert, dass es eine genaue Kosten-/ Nutzenrechung gibt. Und es nicht möglich ist, scheinbar für alle Zeiten, im Schulbereich Strukturen zu bereinigen.